Matthias Beck, Leiter Gruppenversicherung und Risikomanagement, Würth-Gruppe, spricht über #ChangingRisk und die Herausforderung der Etablierung guter Prozesse

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Matthias Beck, Leiter Gruppenversicherung und Risikomanagement, Würth-Gruppe

Wie sehen Sie das Risikomanagement heute und was könnte sich ändern oder verbessern?

Der Ruf des Risikomanagements sollte das gleiche Niveau haben wie andere Funktionen der Gruppe. Wir sind ein großes Unternehmen mit fast 80.000 Mitarbeitern in 80 Ländern und mehr als 400 einzelnen Unternehmen. Unser Ansatz zum Risikomanagement ist praktisch, pragmatisch und über die gesamte Gruppe hinweg implementiert. Meine Wahrnehmung ist, dass ich den gleichen Ruf habe wie andere Funktionen der Gruppe, wenn ich über Versicherungsmanagement spreche. Aber wenn es ums Risikomanagement geht, haben wir noch einiges zu tun.

Wenn Sie das Risikomanagement ändern könnten, was würden Sie tun?

Es geht um den Bewusstseinsgrad und das Festlegen dessen, was unter den Begriff ‘Risikomanagement’ fällt. Die Geschäftsführung trifft eine Menge Entscheidungen, die direkt mit dem Risikomanagement in Verbindung stehen. Aber vielleicht sind sie sich nicht bewusst, dass Risikomanagement ein Teil dessen ist, was sie tun. Risikoinformationen haben ihre geschäftlichen oder strategischen Entscheidungen unbewusst beeinflusst.

Wenn Sie ein Risiko-Manifest schreiben würden, was wäre Ihr Punkt Nummer eins?

Der wichtigste Punkt wäre die Positionierung des Risikomanagements im Unternehmen, die klar und transparent sein sollte, und dass Rollen und Verantwortlichkeiten eindeutig kommuniziert werden sollten. Ein wichtiger Erfolgsfaktor ist diesbezüglich eine vertrauensvolle, effiziente und effektive Kommunikation und die Vernetzung mit anderen Risikomanagementfunktionen wie Unternehmenssicherheit, Qualität, Compliance und IT. Vorhandene Richtlinien und Verfahren unterstützen diese Kommunikation und spielen bei der Beeinflussung von unternehmerischen Entscheidungen eine aktive Rolle.

Wie sehen Sie Risikomanagement-Betriebsmodelle?

Sie sind ein guter Ausgangspunkt, um mögliche Risiken zu identifizieren. Aber noch wichtiger ist es, Risiko innerhalb der Unternehmensstruktur etwas weiter nach oben zu bringen. Ich begann mit der Verantwortung für das Versicherungsmanagement des Unternehmens und das Risikomanagement wurde vor 10 Jahren hinzugefügt. Wir haben einen guten und effizienten Unternehmens-Risikomanagement-Prozess erarbeitet, der gut in unsere dezentralisierte Unternehmensstruktur passt.

Unterschätzen Führungskräfte auf Vorstandsebene den Wert von Risikomanagement?

Nein, ich glaube nicht, dass sie den Wert unterschätzen, da sie Risiken und Risikomanagement bei ihren Entscheidungen immer berücksichtigen. Was manchmal fehlt, ist ein struktureller und nachhaltiger Prozess. Wir haben rund 400 Unternehmen in der Gruppe. Die meisten davon haben ihr eigenes Risikoinventar, mit einer Bewertung der Hauptrisiken, der Summe und der vorhandenen Maßnahmen. Der Risikomanager ist der Eigentümer des Prozesses, aber nicht der Eigentümer der Risikoinventare. Das Ergebnis dieser Risikoberichterstattung muss genutzt werden, um unternehmerische Entscheidungen auf strukturiertere Weise zu unterstützen.

Würde Risikomanagement von einem Rebranding profitieren?

Ich weiß nicht in welche Richtung ein solches Rebranding gehen könnte und vielleicht ist es auch gar nicht nötig. Wenn Sie die Interessenvertreter mit Ihren Taten überzeugen können, dann spielt es keine Rolle, unter welcher Marke sie dies tun. Die Herausforderung unserer Funktion ist es, den zusätzlichen Unternehmenswert transparenter zu machen. Wo und auf welche Art und Weise wir das Unternehmen unterstützen können, um mehr risikobasierte Entscheidungen auf die strukturierte und gut referierte Weise zu treffen.

Würden Sie die Bezeichnung „Risikomanager” gerne ändern?

Es geht nicht um die Stellenbezeichnung, sondern darum, ob Sie in Ihrem Unternehmen ein Hinderer oder ein Ermöglicher sind. Betreten Sie den Raum und die Leute sagen, ‘oh nein, hier kommt der Risikomanager,’ oder ‘Gott sei Dank, es ist der Risikomanager, er hilft uns,’? Das ist sehr wichtig. Was wir innerhalb unserer Gruppe erreichen konnten ist, dass wann immer die Leute und die obere Führungsebene über Risiko- und Versicherungsmanagement sprechen, sie uns als eine wertvolle Ressource sehen