Um das Versicherungsrisikomanagement zu transformieren, müssen wir „in den Spiegel schauen und fragen, was wir besser machen können”, sagte Alexander Mahnke, Vorsitzender des Gesamtverbands der versicherungsnehmenden Wirtschaft e.V. (GVNW)und CEO Insurance (Bereich Controlling & Finance, Financing) bei Siemens

Alexander

Wenn Sie die Zukunft des Versicherungsrisikomanagements ändern könnten, was würden Sie ändern und warum?

Eine unserer größten Herausforderungen betrifft unsere zukünftigen Talente und die richtige Vielfalt an Leuten und Ausbildungen in unserem Markt. Ich weiß, dass dies viel einfacher klingt, als es in Wirklichkeit ist, denn wenn ich mir unseren Markt anschaue, dann sehe ich immer noch die gleiche Art von Leuten mit den immer gleichen Werdegängen. Wir könnten und sollten also viel besser werden, wenn wir in Zukunft die richtigen Talente anlocken möchten.

Viele Leute kommen zufällig zum Versicherungsrisikomanagement. Ich bin ursprünglich Rechtsanwalt und habe mich auf internationales und europäisches Recht spezialisiert. Als ich zum ersten Mal meinen Vorgänger bei Siemens traf, wusste ich absolut gar nichts über Industrieversicherungen. Aber er vermittelte mir die richtigen Dinge, z.B. dass es sich um ein sehr internationales Geschäft handele, bei dem man Leute aus verschiedenen Ländern und mit unterschiedlichen Hintergründen treffe. Und dass auf diesem Markt kein Tag dem anderen gleiche. Es ist eine sehr interessante Branche, aber mir hatte dies zuvor, in der Schule oder an der Uni, noch nie jemand nahe gebracht.

Wenn ich Sie vor die Herausforderung stellen würde, ein Risiko-Manifest für die Zukunft zu schreiben. Was wäre Ihr Punkt Nummer 1, auf den Sie pochen würden?

In der Lage zu sein, das was wir tun so zu formulieren, dass die Leute es verstehen, dass dies einer der interessantesten und spannendsten Berufe ist, den man wählen kann. Ich kann mit allen in meinem Unternehmen sprechen, im Kerngeschäft meines Unternehmens, und sie erklären mir, was sie tun. Mein Job ist es dann zu verstehen, ob dies ein Risiko ist und ob das Risiko versicherbar ist. Wir sind also die Schnittstelle von allem, was im Unternehmen als Risiko definiert werden kann, und das ist ziemlich aufregend. Es gibt nur sehr wenige Funktionen innerhalb eines Unternehmens, die so vielfältig und umfangreich sind, wie das Versicherungsrisikomanagement.

Was ärgert Sie am meisten daran, wie Versicherungsrisikomanagement von den Interessenvertretern wahrgenommen wird?

Es gibt die Tendenz, vielleicht ein bisschen zu viel zu reden und zu wenig zu tun, und das ist auch eine Frustration, die ich sehe und höre, wenn ich mit der jüngeren Generation auf dem Markt spreche. Die Leute haben teilweise tolle Ideen und großartige Vorschläge, Dinge anders und besser zu machen. Aber dann treffen sie auf eine Kultur, die Dinge so zu machen, wie wir sie schon immer getan haben. Das ist manchmal sehr frustrierend und schwer zu überwinden, insbesondere wenn man nicht besonders geduldig ist.

Handelt es sich um einen Beruf, der auf der oberen Führungsebene von Unternehmen ausreichend mitreden kann? Was könnte besser gemacht werden?

Ich würden den Leuten immer raten, in den Spiegel zu schauen und sich selbst zu fragen - was kann ich besser machen? Denn es ist nicht die Aufgabe Ihres CEOs oder CFOs Sie zu verstehen, es ist Ihr Job, sich verständlich zu machen.

Auf GVNW-Ebene verdeutlichen wir unseren Mitgliedern fortwährend, dass sie den Wert einer Versicherung verstehen und dies jedem, der fragt, auch erläutern können müssen. Und was vielleicht noch wichtiger ist, es den Leuten zu erklären, die nicht fragen. Denn letzten Endes geben wir als Versicherungsrisikomanager Geld aus, das die von uns vertretenen Unternehmen erst einmal verdienen müssen. Das ist eine ziemlich große Verantwortung.

Welche ist die wichtigste Lektion, die Sie im Laufe Ihrer Karriere gelernt haben?

Wenn Sie ihren Job richtig machen und sich auf die richtigen Leute stützen, dann können Sie wahrscheinlich eine Lösung für jedes Risiko finden, mit dem Ihr Unternehmen konfrontiert wird, egal ob es sich um Selbstversicherung, Versicherung oder darum handelt, das Risiko auf der eigenen Bilanz zu behalten. Ich bin diesem Ansatz immer treu geblieben und folglich gibt es nur sehr wenig, was mir Angst macht, und sehr wenig, was mich nachts wach hält.